Simon Wiedemann

Paare warten durchschnittlich fast drei Jahre von dem Zeitpunkt, an dem sie Probleme in ihrer Beziehung erkennen, bis sie sich Hilfe suchen (William J. Doherty, Steven M. Harris, Eugene L. Hall, Aimee K. Hubbard). Bis dahin vertiefen sich die Probleme, die gegensätzlichen Positionen verfestigen sich, die Gefühle werden tief verletzt und die Aufgabe der Wiedergutmachung ist viel größer.

Fast 3 Jahre!
Das ist eine lange Zeit des Schmerzes und Leids in einer Beziehung.

Wie lange wartest du schon?
Wann hast du Probleme in deiner Ehe/Beziehung erkannt und bisher nichts getan?

Wie gehst du mit dir selbst im Angesicht dieser Probleme um? Wie steht es um dein Selbstmitgefühl?

In ihrem Buch „Selbstmitgefühl“ schreibt Kristin Neff: „Selbstmitgefühl ist ein wirksames Mittel, um emotionales Wohlbefinden und Zufriedenheit in unserem Leben zu erreichen. Indem wir uns selbst bedingungslose Freundlichkeit und Trost spenden und die menschliche Erfahrung annehmen, so schwierig sie auch sein mag, vermeiden wir destruktive Muster von Angst, Negativität und Isolation.“

Das heißt, sanft und verständnisvoll mit dir selbst umzugehen, anstatt dich zu kritisieren und zu verurteilen. Verstehst du deine Schwächen und Fehler, anstatt sie zu verurteilen? Behandle dich selbst, wie du einen lieben Freund behandeln würdest – indem du langsamer wirst und dir erlaubst, von deinem eigenen Schmerz berührt zu werden und dich aktiv zu trösten.

Kristin Neff stellt dazu eine kleine Gleichung auf, die uns helfen kann, unser Leiden zu verringern, denn der Schlüssel zum Glück liegt darin, zu verstehen, dass Leiden durch den Widerstand gegen den Schmerz entsteht. Wir können den Schmerz im Leben nicht vermeiden, aber wir müssen nicht unbedingt wegen des Schmerzes leiden.

Die Gleichung dazu lautet: Leiden = Schmerz x Widerstand.

Dazu müssen wir Folgendes wissen:
Schmerz ist, wie der Dalai Lama sagt, unvermeidlich.
Das Leiden hingegen ist freiwillig.

Der Schlüssel dazu ist, unseren Widerstand gegen den Schmerz, den wir erleben, zu verringern. Das ist auch die Essenz von Byron Katies Buch „Loving What Is“ und der stoischen Philosophie „Die Kunst der Akzeptanz“. Und wie Kristin Neff uns sagt: „Unser emotionales Leiden wird durch unseren Wunsch verursacht, dass die Dinge anders sein sollten, als sie sind.“ Wir wollen die Fakten unserer aktuellen Realität akzeptieren – egal, wie sehr sie uns missfallen. Denn wenn wir unseren Widerstand beseitigen, haben wir unser unnötiges Leid beseitigt und sind in einer viel besseren Position, um effektiv zu handeln.

Wir müssen die Realität des „notwendigen Leidens“ annehmen und zulassen, dass es unser demütiges Engagement für etwas Größeres als uns selbst weckt, wenn wir auf unsere Seele hören.

Widersetzt du dich gegen etwas Schmerzhaftes in deinem Leben und vergrößerst dadurch deinen Leidensdruck? Widersetzt du dich (bewusst oder unbewusst) der Heilung deiner Ehe/Beziehung – vielleicht aus Angst oder Hoffnungslosigkeit? Wie kannst du das, was ist, heute ein bisschen mehr akzeptieren und an eine Lösung denken?

Eine Möglichkeit ist Achtsamkeit und Kristin Neff schreibt dazu: “Achtsamkeit bedeutet, dass man klar sieht und wertfrei akzeptiert, was im gegenwärtigen Moment geschieht. Mit anderen Worten: Wir stellen uns der Realität. Die Idee dahinter ist, dass wir die Dinge so sehen müssen, wie sie sind, nicht mehr und nicht weniger, um auf unsere aktuelle Situation auf die mitfühlendste – und damit effektivste – Art und Weise zu reagieren.”

Das ist eine gute Definition: „Das klare Sehen und die urteilsfreie Akzeptanz dessen, was im gegenwärtigen Moment geschieht, um damit bewusst und weise auf diesen Zustand zu reagieren“.

Nun benenne die Emotionen, die du in deinem gegenwärtigen Moment fühlst, und konzentriere dich dann auf die Lösung – etwas zu finden, was du tun kannst, um deine Situation ein bisschen besser zu machen – um damit vom Opfer zum Schöpfer zu werden!

Verringere deinen Widerstand gegen den Schmerz und du verringerst dein Leiden!

Mut kann dir dabei helfen

Mut bringt dich auf den Weg, die Angst und den Widerstand gegen den Schmerz loszulassen und dein Leiden zu verringern. Dazu bedienen wir uns des Wissens des Autors Robert Biswas-Diener, dem Indiana Jones der positiven Psychologie.

Definieren wir zunächst einmal Mut.

Robert sagt uns: „Mut beinhaltet zwei wesentliche innere Elemente: die Bereitschaft zu handeln und die Fähigkeit, Angst zu kontrollieren. Wenn es dir gelingt, deine Ängste zu zügeln und deine Handlungsfähigkeit zu stärken, bist du besser in der Lage, ein erfülltes und tugendhaftes Leben zu führen. Es ist wahrscheinlicher, dass du Herausforderungen mit Anmut begegnest, dich mit anderen verbindest und sie inspirierst und eine Kraft für das Gute bist.“

Robert erklärt uns, dass es zwei Variablen gibt, die unseren Mut ausmachen:

Erstens müssen wir unsere „Bereitschaft, etwas zu tun“ optimieren.
Zweitens müssen wir unsere „Fähigkeit, Angst zu kontrollieren“ optimieren.

Robert sagt uns: „Die Menschen mit dem höchsten Mutquotienten sind diejenigen, die … in der Lage sind, ihre eigene Angst in den Griff zu bekommen und Wege zu finden, ihr eigenes Handlungsvermögen zu stärken und zu handeln.“

Wo stehst du mit deinem Mut zu handeln?
Wo stehst du mit deiner Angst, nicht zu handeln?

Überwiegt dein Mut deine Angst, um deinen Weg zu gehen und den Schmerz und dein Leid loszulassen? Hast du den Mut für den ersten Schritt auf diesem Weg, deine Ehe/Beziehung vom Schmerz zu befreien und dein Leiden zu verringern?

Ja? Dann schreibe mir.

Und falls deine Angst größer ist, als der Schmerz und dein Leiden in einer unglücklichen, lieblosen Ehe/Beziehung zu leben, dann können wir diese Angst gemeinsam angehen. Du bist nicht alleine, denn mit etwas Führung wirst du anfangen für dein Glück und dann auch für deine Ehe/Beziehung zu kämpfen.

Denke daran: Gedanken erzeugen Angst. Wenn du die Angst (und die unangenehmen Gefühle, die damit einhergehen) loswerden willst, musst du diese Gedanken herausfordern.

Im Buch „The How of Happiness“ sagt uns Sonja Lyubomirsky: „Schreibe deine Hindernisgedanken auf und überlege dann, wie du die Situation neu interpretieren kannst. Stelle dir dabei Fragen wie … Kann etwas Gutes dabei herauskommen? Bietet sie mir irgendwelche Chancen? Was kann ich daraus lernen und für die Zukunft anwenden?”

Frage dich selbst:
Wünschst du dir eine gesunde, tief verbundene und ehrliche Beziehung?
Bietet dir diese Art von Beziehung eine Chance auf ein glückliches Leben?

Lass deinen Mut deine Angst überwinden, und lerne daraus deinen Schmerz und dein Leid loszulassen. Formuliere dazu deine Erwartungen an deine Ehe/Beziehung neu und betrachte das (jetzige) „Scheitern“ deiner Ehe/Beziehung als Lehrzeit des Lebens.

Dankbarkeit im Angesicht der Krise

Hier holen wir uns die Weisheit von Robert Emmons, dem weltweit führenden Experten für die Wissenschaft der Dankbarkeit. In den Anmerkungen zu seinem Buch „Thanks!“ sagt er uns: „Es ist relativ einfach, dankbar zu sein, wenn gute Dinge passieren und das Leben so läuft, wie wir es uns wünschen. Eine viel größere Herausforderung ist es, dankbar zu sein, wenn die Dinge nicht so gut laufen und nicht so laufen, wie wir denken, dass sie laufen sollten. Wut, Bitterkeit und Groll scheinen in solchen Zeiten viel einfacher zu sein, eine viel natürlichere Reaktion.

Die religiösen Traditionen ermutigen uns, nicht nur mit Passivität und Resignation auf Verlust und Krisen zu reagieren, sondern unsere Perspektive zu ändern, damit unser Leid in eine Chance zum Wachstum verwandelt wird. Die Erfahrung einer Tragödie bietet uns nicht nur eine außergewöhnliche Gelegenheit zum Wachstum, sondern ein gewisses Maß an Leid ist auch notwendig, damit ein Mensch ein maximales psychologisches Wachstum erreichen kann. Der berühmte humanistische Psychologe Abraham Maslow stellte in seiner Studie über die Selbstverwirklicher, die Vorbilder des psychischen Wohlbefindens, fest, dass „die wichtigsten Lernlektionen … Tragödien, Todesfälle und Traumata … waren, die eine Veränderung des Lebensentwurfs der Person und folglich ihres gesamten Handelns erzwangen.“

Und das ist es wert, noch einmal gelesen zu werden: „Die Erfahrung einer Tragödie gibt uns nicht nur eine außergewöhnliche Gelegenheit zum Wachstum, sondern eine Art von Leid ist auch notwendig, damit ein Mensch ein maximales psychologisches Wachstum erreichen kann.“

Eine Tragödie definiert jeder Mensch für sich selbst, doch kommen die Erfahrungen einer schweren Ehekrise und vor allem die Bewältigung und Verarbeitung von Untreue und dem damit verbundenen Trauma, diesem Gefühl sehr nahe. Menschen, die diese Lehren des Lebens durchlebt haben, sind buchstäblich nicht mehr dieselben, wie auch ihre Ehen und Beziehungen nicht mehr die dieselben sind.

Sofern du dir also nicht erlaubst im Angesicht einer „Tragödie“ in deiner Ehe/Beziehung zu gehen, und dich dazu entscheidest zu bleiben, in dem du lernst und wächst, ermöglichst du dir, deinem Partner/deiner Partnerin, und eurer Ehe/Beziehung eine „Wiedergeburt“ – ein zweites Leben. Es gibt keine perfekten Menschen und keine perfekten Ehen und Beziehungen, aber du kannst dir den Mut nehmen deine Ehe/Beziehung neu zu gestalten, und zusammen mit deinem Partner/deiner Partnerin ein Leben zu leben, für welches ihr euch selbst Tag für Tag dankbar seid.

Über den Autor

Simon ist unter anderem spezialisiert auf die Bewältigung von Untreue in Paarbeziehungen und hilft Menschen auf der Suche nach größerem Bewusstsein für ihre Ehe und der Liebe, welche sie täglich leben wollen. Simon arbeitet mit Menschen, um ihre schwierigen Beziehungen tiefgreifend und systematisch in vollständig emotional verbundene, authentische Partnerschaften zu verwandeln.

Simon ist ausgebildet in der Paartherapie nach der Gottman Methode, ist "Seven Principles for Making Marriage Work" Gottman Method Leader, und verfügt durch Weiterbildungen über das Wissen für die Behandlung von durch Sucht betroffene Paare, für die Behandlung von Affären und Traumata in Paarbeziehungen, und für emotionales Coaching von Kindern.

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